Fischtuberkulose 

(Erfahrungsbericht und Themenrecherche)


 

Ich möchte mit diesem Artikel meine eigenen Erfahrungen bezüglich der Fischtuberkulose veröffentlichen und zudem mit einem der größten aquaristischen Irrtümer aufräumen, nämlich, daß diese Erkankung selten sei und zudem nur unter schlechten Haltungsbedingungen auftreten kann.
Da ich leider kein Tierarzt bin, kann ich mich, nebst meinen eigenen Beobachtungen und den Informationen meines Veterinärs, nur auf Literatur (vorzugsweise aus dem Internet) stützen, welche ich als Literaturanhang zu jedem Punkt zusammentragen werde.

Roland Bauer schreibt:
«..Die Infektion mit Mycobakterien bei Fischen ist eine typische Haltungskrankheit, die nur ausbricht, wenn ungünstige Lebensbedingungen herrschen (ähnlich wie bei der Lungentuberkulose beim Menschen), und trotzdem ist sie die gefährlichste aller Infektionskrankheiten bei Aquarienfischen. Fischpathogene Mycobakterien sind weit verbreitet und in fast allen Aquarienfischen nachweisbar. Davon ausgenommen sind frisch importierte Wildfänge, die meist nicht, selten schwach infiziert sind. Nachzuchten bestimmter Fischarten aus Massenzuchtbetrieben (z.B. Schmetterlingsbuntbarsche und manche Salmlerarten) zeigen dagegen oft eine Masseninfektion an Mycobakterien, an denen sie nach zusätzlichem Streß infolge Fang, Transport und Wasserwechsel innerhalb kurzer Zeit eingehen...»
(Roland Bauer; Erkrankungen der Aquarienfische, Tierärztliche Kleintierpraxis 4, Paul Parey Verlag, 1991)

Anfänglich erschien mir die Symptomatik noch harmlos, denn ich beobachtete gelegentliches Scheuern und gehäuftes Luftschnappen an der Wasseroberfläche bei meinen Goldfischen.
Ich vermutete daraufhin hartnäckigen Kiemenwurmbefall und behandelte das Becken mit verschiedensten Mitteln gegen Gyrodactylus und Dactylogyrus (z.B. Alpha-Biocare Moneol, Preis Coly, Sera Omnipur, ...) und Kochsalz-Kurzbädern. Doch die Symptome verschwanden nicht und so befürchtete ich, daß meine Fische mit irgendwelchen exotischen Nematoden befallen sein könnten, weshalb ich Kontakt zu einem Tierarzt der veterinärmedizinischen Universität Wien (http://www.vu-wien.ac.at/) aufnahm.
Er forderte mich auf ihm Kotproben aus meinem Becken zu senden.
Gesagt, getan – ich versuchte möglichst frische Kotproben zu erwischen und packte sie mitsamt einer Schleimprobe von einer Kiemenspülung in kleine Plastikdöschen für Filmrollen, dann schickte ich sie an das Institut.
Bereits am Tag darauf bekam ich seinen Rückruf, und er sagte zu mir, daß er keinerlei Parasiten feststellen konnte, aber er hätte herausgefunden, daß meine Fische den Tuberkulose-Erreger in sich tragen. Dann fügte er noch an, daß die Proben meiner Goldfische etwas stärker durchseucht wären als die meiner Ancistren, weshalb ich vielleicht bisher nur bei den Goldfischen Symptome beobachten konnte.
Als Rat gab er mir mit, daß die Tiere unter optimalen Wasserbedingungen unter Umständen noch relativ lange zu leben hätten und man so das Endstadium hinauszögern könne, und wenn mein Becken dann einmal leer ist, dann müsse man es vor einer Neubesetzung gründlich desinfizieren.
Der Tierarzt meinte außerdem, daß Fischtuberkulose leider die häufigste Erkrankung von Zierfischen ist. Man kann dieser Erkrankung sogar von einem Aquarium ins nächste übertragen, wenn man nur immer mit demselben Kescher hantiert.

Ein von TBC ausgezehrtes Moderlieschen:
Bei der Sektion wird deutlich: bis auf Darm und Schwimmblase ist kaum noch ein Organ zu erkennen.

 

Bei der Sektion eines meiner Goldfische fallen Tuberkel an den Darmschlingen und anderen Organen auf (linkes Bild), sowie eine geschrumpfte Leber voller Tuberkel, sowie zwei große weiße Cysten mit ca. 5-7mm Durchmesser unterhalb der Schwimmblase (rechtes Bild):

(Der sezierte Goldfisch in den oberen beiden Bildern, lebte nach der Diagnoseerstellung dank optimierter Haltungsbedingungen noch etwa 3 Jahre ohne erkenntliche äußere Symptome. Erst an den letzten zwei Tagen bevor ich ihn einschläferte, entwickelte er eine starke Schwäche, sowie Schuppensträube.)
 

 

Mykobakteriose

Zur Theorie:

Fischtuberkulose wird verursacht von verschiedenen Stämmen von Mykobakterien, vor allem M. marinum, M. fortuitum und M. chelonai.
Als J.D. Aronson 1926 einige tote Meerwasserfische des Aquariums in Philadelphia (USA) untersuchte, entdeckte er den verkapselten Erreger in den Organen der Fische und nannte diesen “Mykobakterium marinum”. Er führte in Folge eine Reihe von Versuchen an verschiedenen Spezies durch, wobei er herausfand, daß dieses Bakterium unterschiedlich schädliche Effekte auf die unterschiedlichen Tierarten hatte – während auf Goldfische, Frösche, Tauben und Mäuse einen lethalen Effekt hatte, zeigten sich weit weniger gravierende Auswirkungen auf Meerschweinchen und Kaninchen.
Inzwischen weiß man auch um die Auswirkungen auf den Menschen:
Menschen mit empfindlichem Immunsystem können sich z.B. über kleine Hautverletzungen mit dem Erreger infizieren, wobei sich diese Infektion meist örtlich begrenzt als sogenanntes Schwimmbadgranulom (Badedermatitis) äußert. Näheres dazu: http://dermis.multimedica.de/dermisroot/de/10444/diagnose.htm
http://www.thieme-connect.de/bilder/klin_paed/200501S/thumbnails/kp-05-638-9 (Original zu sehen auf http://www.thieme-connect.de/ejournals/html/klinpaed/doi/10.1055/s-2005-872505)

Update Juni 2007:
In der aktuellen Zeitschrift “Aquaristik-Fachmagazin” (Jahrgang 39/3) erörtert Diana Walstad das Thema Mycobakteriose. Sie unterscheidet zwischen tuberkulösen Mycobakterien (M. tuberculosis, M. leprae – beim Menschen Auslöser von Tuberkulose und Lepra) und nichttuberkulösen (atypischen) Mycobakterien. Die bereits erwähnten M. marinum, M. fortuitum und M. chelonai werden zu den nichtuberkulösen Mycobakterien gezählt – diese Mycobakterien sind fast überall im feuchten Element (u.U. sogar in Leitungswasser) anzutreffen, lösen jedoch nur unter für sie optimalen Bedingungen Krankheiten aus – man unterscheidet nicht virulente und virulente Stämme. Beim Fisch können sie Mycobakteriose – sprich: Fischtuberkulose – auslösen. Lösen einzelne Stämme von nichttuberkulösen Mycobakterien (NTM) Erkrankungen aus, so spricht man von "pathogenen nichtuberkulösen Mycobakterien”. Das Immunsystem der Fische verfügt über spezielle weiße Blutkörperchen, die Fresszellen genannt werden – diese schaffen es leider jedoch nicht Mycobakterien abzutöten – im Gegenteil: die pathogenen Mycobakterien nisten sich in den Fresszellen ein und wachsen dort geschützt in einer Cyste heran.
Wenn ein derart latent infizierter Fisch durch negative Einflüsse geschwächt ist, so brechen diese Cysten auf und es kommt zu einer akuten Mycobakteriose (Fischtuberkulose).
Walstad vertritt die Ansicht, daß NTM (nichttuberkulöse Mycobakterien) im Aquarium besonders gut gedeihen, wenn wenig anderen Bakterien als Nahrungskonkurrenz vorhanden sind. Deshalb plädiert sie dafür, daß man bei der Desinfektion des Aquariums im Fall von Mycobakteriose sehr vorsichtig sein muß – eine falsche und unzureichende Desinfektion tötet die Nahrungskonkurrenz der Mycobakterien ab, nicht jedoch die Mycobakterien selbst, sodaß sich diese u.U. stark vermehren können.
In ihren eigenen Aquarien sah sie deshalb von einer Desinfektion und Beckengroßreinigung ab und beschränkte ihre Maßnahmen auf den Einsatz eines UV-Klärers. Sie konnte dadurch die akute Mycobakteriose stoppen und Neuerkrankungen vorbeugen, obwohl weiterhin latent/chronisch erkrankte Tiere im Aquarium blieben – lediglich akut erkrankte Tiere wurden von ihr entfernt.
Grundsätzlich glaubt sie, daß Mycobakteriose im Aquarium nicht durch im Wasser und als Biofilme bereits vorhandene Mycobakterienstämme entsteht, sondern durch Einschleppung hochvirulenter Stämme von pathogenen NTM, wenn neue Fische eingesetzt werden.

Die Inkubationszeit des Erregers kann relativ lange dauern, weshalb zwischen der Ansteckung und dem offensichtlichen Ausbruch der Erkrankung mitunter auch ein ganzes Jahr liegen kann. Die Ansteckung erfolgt beispielsweise durch Einschleppung des Erregers über neugekaufte Fische. Besonders bei Importen asiatischer Zuchtfarmen sei Vorsicht geboten.
Da die Mykobakterien sich jedoch sehr hartnäckig und lange im Aquarium halten können, kann man davon ausgehen, daß der Erreger sich bereits in einem großen Teil der Händler- und Heimaquarien eingenistet hat.
Eine Übertragung vom Fisch auf den ungeschlüpften Laich wurde bisher noch nicht nachgewiesen, dafür jedoch die Übertragung vom Muttertier auf die Embryonen bei Lebendgebärenden.

Fischtuberkulose gilt als nicht heilbar, wenngleich man in den USA mit verschiedenen Wirkstoffen aus der Humanmedizin experimentiert, so z.B. Isoniazid und Kanamycin (beides Mittel gegen Tuberkulose beim Menschen). Mir sind bisher jedoch keine Berichte über Heilungserfolge bekannt.
Allerdings ist es möglich, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen, indem man für optimale Haltungsbedingungen sorgt, denn dann gelingt es dem Fisch mithilfe seines Immunsystems den Erreger besser einzukapseln.

Fischtuberkulose (Mykobakteriose) ist eine chronische, fortschreitende bakterielle Erkrankung, die mit verschiedensten Symptomen einhergehen kann. Im Allgemeinen befällt das Bakterium zuerst die inneren Organe wie Leber, Nieren, usw. – einem Fisch mit guter Immunabwehr kann es relativ lange gelingen den Erreger auch dort einzukapseln.
Die für den Fischhalter äußerlich erkennbaren Symptome sind vielfältig. Besonders Symptome wie Abmagerung, Glotzaugenbildung, Hautentzündungen, Geschwüre und Wirbelsäulenverkrümmungen werden als typisch für Fischtuberkulose angesehen, aber es sind auch weniger spektakuläre Anzeichen möglich, wie leichte Schwimmstörungen, Dunkelfärbung, Schwarzfärbungen (Blackhead-Disease), Scheuern und andere Unpäßlichkeitssymptome, Freßunlust, verstärkte Müdigkeit, Atemnot, Hautentzündungen, usw. Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Vermutlich gehen auch viele Erkrankungen, die dem Bauchwassersuchtsspektrum zugeordnet werden, auf das Konto der Mycobakterien.
Ein Fischpathologe diagnostiziert die Erkrankung meist dann, wenn er bei der Sektion eines Fisches auf den in Tuberkeln eingekapselten Erreger in den diversen Organen stößt.

Lit.:
http://www.rhusmann.de/aqua/a_tb.htm
http://f2.parsimony.net/forum2471/messages/62112.htm
http://members.optushome.com.au/chelmon/Myco.htm
http://www.nationalfishpharm.com/articles/mycobacteriosis.html
http://www.aquarticles.com/articles/management/Keefer_FishTB.html
http://www.drta-archiv.de/Krankheiten/tuberkul.shtml
http://www.zierfischforum.at/viewtopic.php?p=12430
http://www.drta-archiv.de/Krankheiten/glotzaugen.shtml
http://www.drta-archiv.de/Krankheiten/tuberkul.shtml
http://www.drta-archiv.de/Diagnose/Krankheiten/tuberkulose.shtml


 

Exkurs: Fischtuberkulose bei Guppies

Bei meinen Guppydamen konnte ich wiederholt akute Fischtuberkulose-Erkrankungen kurz nach kräfteraubenden Geburten feststellen, häufig schon nach dem ersten Wurf. Sie magern dann meist etwas ab, färben sich leicht dunkler bis sie dann binnen 1–2 Wochen versterben. In einigen Fällen konnte ich Glotzaugenbildung feststellen, vereinzelt kam es auch zu einer s-förmigen Wirbelsäulenverkrümmung. Die Erkrankungen bei den Männchen verlaufen sehr ähnlich – oft wirken sie einfach nur stark entkräftet.
Was ich bisher nicht feststellen konnte, ist Geschwürbildung, da die Erkrankung bei Guppies nicht schleichend, sondern sehr rasch fortschreitet, wenn sie einmal ausgebrochen ist.
Trotz des Fischtuberkulose-Erregers in meinem Guppybecken, ist meine Guppypopulation im Wachsen begriffen. Es ist durchaus möglich durch gute Wasserbedingungen die Anzahl der Tiere konstant zu halten bzw. sogar zu steigern. Besonders wichtig ist es, die erkrankten Tiere sofort aus dem Becken zu nehmen, außerdem scheint es förderlich zu sein, die Jungfische in den ersten Wochen in einem separaten Aufzuchtbecken heran zu ziehen, sodaß sie ihre Immunabwehr stärken können.
Überhöhte Haltungstemparaturen könnten laut http://www.goodeiden.de/html/goodeiden_allg_.html die Erkrankungsneigung möglicherweise verstärken.

Original zu sehen auf: http://www.peteducation.com/article.cfm?cls=16&cat=1791&articleid=584

Lit.:
http://www.max-discus-dream.de/mddnew/FAQ_Krankeiten_der_Aquarienfische.html#Tuberkulose
http://www.max-discus-dream.de/mddnew/Artikelmenueseiten/art/faq_krankeiten_der_aquarienfische.html#Tuberkulose
http://www.fishpalace.org/Disease.html (bebildert, siehe “Fish Tuberculosis”)


 

Was tun, wenn man Fischtuberkulose im Aquarium hat?

Wenn man einen offensichtlichen Verdachtsfall auf Fischtuberkulose im Becken hat, so muß dieser schleunigst in einem Quarantäne-Becken isoliert werden, damit die Keimdichte im Stammbecken möglichst gering gehalten werden kann.
Ein kranker oder toter Fisch im Becken lassen die Dichte der Krankheitserreger ansteigen. Besonders Leichenfraß unter Fischen begünstigt Neuerkrankungen. Auch Reptilien können sich mit Mykobakterien anstecken, daher ist besondere Vorsicht geboten, wenn Wasserschildkröten u.ä. mit Fischen vergesellschaftet werden.

Tip: Wenn man kein Quarantänebecken zur Hand hat, hilft es auch eine große Plastikwanne mit einer Durchlüfterpumpe oder einem kleinen Filter auszurüsten.

Um einer Badedermatitis vorzubeugen, empfiehlt sich besondere Sorgfalt beim Hantieren im AQ: nicht mit offenen Wunden im Wasser hantieren, Händewaschen nach Betätigung im Becken, evtl. Gummihandschuhe tragen (Tierarztbedarf). Wenn man krankhafte Hautveränderungen (vorzugsweise an den Händen) feststellt, den Arzt auf das aquaristische Hobby hinweisen.

Den isolierten Verdachtsfall bringt man idealerweise zu einem Fachtierarzt für Fische – man sollte jedoch vorher abklären, ob eine Untersuchung am lebenden oder am toten Tier durchgeführt werden kann. Wenn kein Experte in der Nähe ist, so empfiehlt es sich mit einer Tierklinik oder einem Institut für Veterinärmedizin Kontakt aufzunehmen um nachzufragen, ob man dort eine Untersuchung auf Tuberkulose durchführen lassen könnte. Hier ein Link mit Kontaktadressen: http://zierfischforum.at/wiki/Fischuntersuchungsstellen?v=7e1
Nicht jedem Fischpathologen reicht bereits eine zugesandte Kotprobe zur Diagnoseerstellung, allerdings könnte man auch einen verstorbenen Fisch per Express-Sendung verschicken.
Hier nähere Informationen zum Umgang mit dem Untersuchungsmaterial: http://www.drak.de/Speziell/Merkbl_Unters.html

Wichtig: In unklaren Krankheitsfällen oder bei wiederkehrenden ähnlichen Symptomatiken lohnt sich auch bei kleinen Fischen die Investition für eine tierärztliche Untersuchung, da ein einzelner Krankheitsfall letztlich den ganzen Bestand gefährden kann und sich nichterkannte Krankheitserreger über Jahre im Aquarium halten können und so immer wieder erneut zu Problemen führen.

Hat man nun die Diagnose “Fischtuberkulose” durch den Veterinär abgesichert, so steht man am Scheideweg. Mir riet mein Veterinär abzuwarten bis mein Fischbestand “ausgestorben” ist und dann das Becken zu desinfizieren. Danach sei es das beste, wenn ich nur mehr kurzlebige Fischarten halten würde, denn dann würden solche Krankheitsfälle leichter zu ertragen sein als bei den langlebigeren Arten, die einem besonders ans Herz wachsen.
Für mich waren diese Aussichten natürlich kein Trost, da mein Interesse eben den langlebigeren Fischarten wie Goldfischen und Welsen gilt.
Ich bemühe mich nun meinen verbliebenen Fischen einen schönen Lebensabend zu gestalten, d.h. ich achte nun besonders auf gute Wasserqualität und ausgewogenes Futter, damit sie noch lange beschwerdefrei leben. Sobald einer von ihnen offensichtliche Krankheitssymptome entwickelt und ins Endstadium übertritt, wird er in das Quarantänebecken übersiedelt, in dem er solange verweilt bis er aufgrund starker Beschwerden dann erlöst werden muß.
Klar ist für mich nur, daß ich derzeit keine Neuzugänge hinzusetze, da ich dann entweder das Risiko trage einen weiteren erkrankten Fisch ins Becken zu setzen oder – schlimmer noch – einen gesunden Fisch zu den erkrankten Tieren.
Ich muß sagen, meine Maßnahmen fruchten – ich habe nur mehr ganz selten Ausfälle bei den Fischen, meist liegen mehrere Monate zwischen den Todesfällen.

Update Herbst 2007: Bei den Ancistren und Panzerwelsen konnte ich nun nach 3 Jahren seit der Diagnoseerstellung keinerlei Ausfälle verzeichnen. Meinen letzten Goldfisch aus dem Altbestand mußte ich gestern einschläfern (siehe Sektionsfotos weiter oben). Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit den Entwicklungen in meinem Becken. Erste Neuzugänge kamen etwa eineinhalb Jahre nach der Diagnoseerstellung ins Becken - jedoch verzichtete ich auf das Nachbesetzen meiner Goldfische, die offensichtlich sehr stark auf den Mycobakterienstamm in meinem Becken reagieren, wobei sie allerdings chronische TBC-Verläufe ohne äußerliche Symptomatik entwickelten, die schließlich in ein Organversagen mündeten.

Entscheidet man sich ein Becken mit tuberkulösen Fischen weiterzupflegen, so sind die Aussichten nicht so schlecht, wie man im ersten Augenblick glaubt – es lohnt sich durchaus. Durch vermehrte Wasserwechsel läßt sich die Wasserqualität verbessern. Laut Roland Bauer (1991) kann man durch die Verbesserung der Lebensbedingungen bei schwach infizierten Fischen sogar den Stillstand der Krankheit erreichen, d.h. es gelingt den Fischen weiterhin den Erreger zu verkapseln, sodaß er zwar latent vorhanden ist, aber nicht akut ausbricht.
Ich persönlich sauge große Mulmansammlungen ab, v.a. weil ich viele gründelnde Fischarten pflege – leider leben Mycobakterien bevorzugt im Mulm bzw. Schlamm.
Offensichtlich akut erkrankte Tiere sind aus dem Becken zu nehmen, da sie vermehrt pathogene Mycobakerien freisetzen.

Das Töten eines erkrankten Fisches

Wenn man mit Fischtuberkulose konfrontiert ist, steht man immer wieder einmal vor der Situation einen Fisch erlösen zu müssen, wenn er im Endstadium mit zunehmenden Beschwerden kämpft.
Als geeignet hat sich das Töten mittels einer Überdosis Nelkenöl erwiesen. Nelkenöl, eigentlich ein Narkotikum für Fische, führt in Überdosierung zu Herzstillstand. Man muß nur die richtige Dosierung nehmen, denn gibt man zuwenig ist der Fisch lediglich narkotisiert, und gibt man zuviel, so verfällt der Fisch in Panik.
Empfehlenswert ist eine Dosierung von 0,5ml Nelkenöl pro Liter.
Man bereitet sich ein Wassergefäß mit 1 Liter Aquarienwasser (bei großen Fischen 2 Liter) vor. Dann zieht man mit einer Einwegspritze 0,5ml Nelkenöl auf, zusätzlich noch ein wenig Wasser und Luft – nun schüttelt man die Spritze kräftig bis eine milchig-trübe Emulsion entsteht (Nelkenöl löst sich nämlich eher schwer in Wasser).
Falls man keine Einwegspritze hat kann man die Emulsion auch mit einem Mixaufsatz aus der Küche erzeugen. Etwas Wasser hineingeben, das Nelkenöl dazu und etwa 30 Sekunden mixen.
Die Emulsion rührt man dann dem Wassergefäß unter, dann setzt man den kranken Fisch hinein.
Bereits nach kürzester Zeit kippt der Fisch in Seitenlage und zeigt starke Betäubungserscheinungen. Nach etwa zehn Minuten sind meist keine Kiemenbewegungen mehr vorhanden, aber man läßt den Fisch sicherheitshalber noch etwa eine dreiviertel Stunde in dem Nelkenöl-Bad. (Spätestens nach einer halben Stunde sollte das Tier tot sein.)
Wer auf Nummer-Sicher gehen möchte, kann nach einiger Zeit nochmal diesselbe Dosierung zugeben oder einen Genickschnitt setzen.

Lit.:
http://www.zierfischforum.at/ftopic4120-0-asc-0.html (siehe Seite 1 der Diskussion)


 

Die Beckendesinfektion (für jene, die komplett neu starten möchten):

Mykobakterien können sich sogar im trockengelegten Aquarium halten, daher kommt man um eine gründliche Desinfektion nicht umhin. Eigentlich kommt die Prozedur bereits einer komletten Sterilisation gleich.
Pflanzen, Wurzeln und Kies entsorgt man am besten.
Für das Becken selbst eignen sich Desinfektionsmittel, wie sie auch in der Humanmedizin Anwendung finden (z.B. TB-Lysoform) – wichtig ist dabei nur, daß Tuberkulose-Bakterien (Mykobakterien) abgetötet werden. Solche Präparate tragen häufig den Zusatz “tuberkulozid” oder “mykobakterizid”.

Wichtig: Mycobakterien sind schwer abzutöten und halten ein Vielfaches an Desinfektionsmaßnahmen von dem, was anderen Bakterien abtötet, aus – eine unzureichende Desinfektion richtet unter Umständen mehr Schaden an als das Unterlassen von Desinfektionsmaßnahmen (vgl. den oben erwähnten Exkurs zu Diana Walstad´s Artikel).

Zur Hitzesterilisation eignen sich folgende zwei Möglichkeiten:
feuchte Hitze: 121°C über mindestens 20min, oder 134°C für mindestens 5 Min.
trockene Hitze: 180° über mindestens 30min.
Bei der Hitzesterilisation im Backrohr muß die Zeit zum Aufheizen miteinbezogen werden.

Die Liste der Desinfektionsmittel weist außerdem Alkohole als geeignet zur Desinfektion von Bakterien (inkl. Mykobakterien) aus, d.h. entspricht Wirkungsklasse A

Auch Formaldehyd ist zur Desinfektion geeignet – man mischt dazu 35%ige Formaldehyd-Lösung, wie man sie über den Handel oder die Apotheke beziehen kann mit 10 Teilen Wasser, also im Verhältnis 1:10. Mit dieser Lösung befüllt man das Becken und läßt das Mittel mindestens zwei bis drei Stunden einwirken, besser länger. Wichtig ist auch die Desinfektion des Aquariumrandes und der Abdeckung...
Man kann den Filter ohne Filtermaterial nun in dieser Lösung weiterbetreiben, sodaß auch das Innere des Filters und die Schläuche gereinigt werden.
Die Anwendung von Formaldehyd ist für Laien nur bedingt geeignet und besonders in geschlossenen Räumen mit Vorsicht zu betreiben.

Da Desinfektionsmittel mehr oder weniger giftig sind, muß das Mittel rückstandsfrei aus dem Aquarium wieder entfernt werden, d.h. es bedarf mehrmaligen Befüllens und Abpumpens, sowie gründlicher mechanischer Reinigung mit einem Schwamm um eventuelle Rückstände zu entfernen.
Nicht vergessen darf man auf jene Objekte, die mit dem Aquarienwasser in Berührung gekommen sind, z.B. Kescher, Schläuche, Deko-Objekte...diese müssen entweder ausgetauscht oder desinfiziert werden.

Lit.:
http://www.rki.de/cln_006/nn_226784/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/Desinfektionsmittel/Desinfektionsmittelliste,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/Desinfektionsmittelliste (Liste der Desinfektionsmittel des Robert-Koch-Institutes)
http://www.vu-wien.ac.at/ai/PDF/Desinfektion.pdf
http://www.borer.ch/bilder/deutsch/bereiche/medizinische_anwendungen/services/downloads/3m_handbuch_sterilisation_kapitel_desinfektionsmittel_de.pdf
http://www.euroaquaristik.de/22_krank_begriffe.htm
http://www.uni-koeln.de/med-fak/immh/lehre/hygiene_1.pdf


 

Ich hoffe, ich konnte das Thema “Fischtuberkulose” einigermaßen abdecken, bin jedoch froh und dankbar um jede weitere Information und Kritik.
Irene Labner
irene.labner1@chello.at